Rückenwind

Wir fahren seit Jahren ein sogenanntes Therapierad, ein spezielles Tandem, das dem beifahrenden Kind das Mitlenken und bei Bedarf, den Freilauf ermöglicht. Ein tolles Gerät, das aber schwer und mit müdem Kopiloten noch beschwerlicher die Steigungen nach Hause zu bewegen ist. Inspiriert von der “Spezi” in Germersheim fand sich ein Weg, dem Tandem dauerhaft “Rückenwind” zu bescheren.

In Heidelberg befindet sich ein Umrüster, der auch per Webshop alle benötigten Teile bereithält. Der Webshop ist empfehlenswert, enthält viel Information und eine fast vorbildliche Bedienerführung. Aber wegen der Nähe und natürlich der vielen trotzdem offenen Fragen fuhr ich, auf dem PKW-Anhänger das Tandem, zu einer Kaufberatung.

Es traf sich, als absoluter Glücksfall, dass an diesem Frühjahrsvormittag mein Verkäufer Zeit und Lust hatte, mit mir das Thema Pedelec und Co. ausgiebig zu behandeln.

Tandem vor dem Umbau

Da ich viel Spass am Basteln habe, wollte ich den Umbau gerne selbst vornehmen. Nach langer Beratung kaufte ich einen “Puma”-Motor mit 14Ah-Akku und vielen vielen Einzelteilen. Begleitet von besten guten Ratschlägen und beglückt von einem während der Beratung eingespeichten Vorderrad.

IMG_6222

Die Bastelei dauerte einen Abend und Vormittag. Wie fast immer bestand die Herausforderung im Nebensächlichen. Das neue Vorderrad mit den Drehmomentstützen passte natürlich nur mit die Gabel spreizenden Unterlegscheiben. Die hatte der technisch versierte Berater schon beigelegt. Dafür bereitete der neue Gepäckträger für die Lagerung des Akkus jede Menge Ärger und Zeitvertreib. Fehlende Schrauben, fehlende Konterfixierungen der Akkubox, kleinste Befestigungsfreiheiten und drehmomentschwache Alugewinde. Nach der Montage fehlt dem Gepäckträger eine Spannvorrichtung und wegen unbedachtem Design die Option, Standardfahrradtaschen aufzunehmen. 99 € zum Ärgern und Montageverdruss.

Die erste Probefahrt machte einiges wett. Der Motor reißt selbst die örtliche Steigungsherausforderung im Nu. Schon die Unterstützung “1” verhilft zu relaxtem Anfahren, was vormals eine Last gewesen war. Mit der Maximalstufe “5” nimmt man mit den 40 Kg Metallgefährt selbst üble Steigungen in atemberaubender Geschwindigkeit. Abgeschaltet, d.h. auf Stufe “0” merkt man auf ebener Strecke keine Veränderung. So macht Radfahren mit “Rückenwind” Spass.

rapsody

Die Montage verlangt trotz relative guter Händlerausstattung Geschick und Improvisationstalent. Die Achsbefestigungen für die Drehmomentstützen sind geschlossen, d.h. sie müssen auf die Achse aufgeschoben werden. Auf der linken Antriebsseite treten aus der Achse die Motorverkabelung und Motorsensorik heraus. Über die Stecker kann die geschlossene Drehmomentstütze nicht geschoben werden. Deshalb musste dieser Halter aufgesägt werden, weil die alternative Steckerdemontage keine ist. Die Achshalterung der anderen Achsseite musste erst zugefeilt werden, bis sie auf die mitgelieferte Vorderachse passte.

Anderes Beispiel sind die Steckverbinder von Stromzuführung und -versorgung. Diese arretieren nicht sicher und dem Set liegt kein Schmutz- oder Wasserschutz bei. Hier behalf ich mich mit einem alten Fahrradschlauch und Kabelbindern. Auch die Montage der Tritt- und Geschwindigkeitssensoren verlangt Improvisation.

Nach einigen Probefahrten und zwei Fahrten mit 35 und 45 km überwiegt aber der Spass am Umbau!

speed

Tandem mit “Rückenwind”

Mick van Bit Verfasst von: